Tagebucheintrag vom 1. Oktober 1919⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 115-116

1. Oktober, 7.30 Uhr im Krankenzimmer von Frau Dr. Liebel die heilige Messe gelesen. Der Vater ministriert und weint, der kleine Paul als Christkind auf dem Sofa, Tante Mathilde Stöckl sagt, sie hätte nachher am liebsten sterben mögen, Paul fragt dazu, ob noch viel Kuchen da sei. - Mutter weint: Wie gerne will ich sterben, wenn nur der kleine Robert wieder zu sich kommt. Er ist in Trier einem Hochstapler in die Hände gefallen, der hier auf der Tram tödlich verunglückte, acht Cuxen wahrscheinlich verloren, - „An dem Geld liegt nichts“, sagt Mutter und Vater, „oh Gott nimm mein Leben, nur damit das Kind dich wiederfindet“. Es ist der Stolz gedemütigt, daß er übervorteilt wurde.

Marie Buczowska und Fräulein Bresser, Berlin, von der Societas Religiosa. 1) Berliner Zustände: Mit Ried will es gar nicht gehen. Die anderen seien alle so dumm, und die Schülerinnen sagten, sie würde schroff werden, wenn sie nichts mehr wissen. 2) Ein Heim, zunächst in Berlin gewiß etwas Schönes.

Freifrau Hildegard Meyern-Hohenberg: Über den Frauenbund in Coburg, der in Vierzehnheiligen Exerzitien halten wird. Über Hildis.

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Professor Dr. Schweyer: Kadettenkorps wird aufgelöst, will Religionslehrer an der Luitpold-Kreisoberrealschule werden, und als definierter Lehrer wie früher doch Canonicus bleiben. Die Einzelfragen können nicht geordnet werden, solange nicht gesamt Konkordat verhandelt.

Generalvikar: Vom Urlaub zurück.

Abgeordnete Gebsattel: 1) In die Elternvereinigung sollten mehr Lehrer, damit Verbindung zwischen Elternhaus und Schule, - nego: Die Lehrer draußen, weil Untergebene von Hoffmann und diese Kampforganisation nicht mobil bleibt. 2) § 33 über Schulpflegschaft - unser Hirtenschreiben. Sie werde sich mit Hoffmann ärgern. 3) Für die Schule Schulbrüder von Gössweinstein (Nein, unsere von Furth) und die jungen Lehrerinnen, die auf Anstellung warten für den Religionsunterricht. 4) Das Verhältnis von Neuhaus-Verein und Diözesanverein. - Jene soll eine Sektion werden und die Fernarbeit vermitteln.

15.30 - 18.30 Uhr mit Auto nach Berg am Laim: Der neue Diener Franz soll sich einleben unter Führung von Mathias. Im Pfarrhaus die zwei Schwestern des Pfarrers und Kaplan Seitz, in der Stephanuskirche, daneben Friedhof der Vincenzschwestern, dann bei der Michaelskirche die kranken und alten Schwestern besucht, eine Schwester Fides und eine mit Gehirnerweichung, - eine liegt sieben Jahre auf dem Fleck neben dem Chor der Kirche, - dann bei den Englischen Fräulein, wo auch Beichtvater Vierthaler.

Auf dem Wege von Sankt Bonifaz Herr Bahnverwalter Friedrich von Augsburg, der Philosophie studiert, bei Pater Gögel Stunden bekam, sein Sohn bei der Reichswehr.
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Digitalisat Faulhaber-Edition