Tagebucheintrag vom 30. März 1919⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 68-69

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30. März, 7.30 Uhr Max Josefstift Erstkommunion und Firmung bis 9.30 Uhr dort Prinzessin Hildegard. Über Nacht weißer Sonntag und schneit den ganzen Tag.

Baronin Vincke, Hoheit, mit ihrem Sohn von der Marine: Nach schwerer Krankheit, während derer die Revolution war, geht jetzt in die Schweiz. Kein Grund für Grenzschutz. Über politische Ereignisse und ihre Mutter.

Graf Pestalozza und drei Herren von der Vereinigung Katholischer Akademiker. Freue mich, daß Neugründung, weise gerne die 2000 M. zu, freue mich, daß Lippert Geistlicher Beirat ist, überhaupt Verhältnis von Geistlichen und Laien - Protektorat einstweilen zurückstellen und erst abwarten, ob damit nicht manche zurückgeschreckt.

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Hofrat Schreyer, Direktor der Hypotheken- und Wechselbank, sein Sohn will Theologie studieren, ob hier oder Freising. Professor Walter ist für München. Ich kann nicht entscheiden, das ist individuell: 1) Wenn er außer Theologie noch hören will, dann hier mehr Gelegenheit. Theologie auch dort auf der Höhe. 2) Wenn strengere Hausordnung, dann Freising; manche suchen das. Gruß an die Mutter - hat fünf Kinder.

Regierungsassessor Decker wegen Pfarreibesetzung (Stand mit Nuntius noch etwas warten.) Er fürchtet Hoffmann wird nicht Initiative ergreifen, einmal sagte er dem Referenten, ob er nicht Beziehung mit Rom: „das haben wir nicht nötig“. Sein Vertreter im Kultus zur Zeit Ackermann, der sehr vorsichtig ist - die Vetternwirtschaft also jetzt schon im Gange. Aber auch das Schweigen von Hoffmann bei der Ausprache von Speck, das nicht günstig gedeutet wird. Dagegen Teilungszulage mit dem Generalvikar. Auch die drei Pfälzer Pfarreien noch etwas warten.

Dr. Appel, ob Generalkommunion für Marianische Kongregation Weißer Sonntag - Ja. Freilich an diesem Tage ausgesetzt. Die Zirkel gehen gut, später einmal besuchen. Vielleicht auch weibliche Zirkel zu gründen. Die Herren vom Priesterhaus, die in der Kongregation arbeiten, kommen nicht so bald zum Doktor -Examen - ob nicht ein Herr für Kongregation freigestellt und überhaupt im Priesterhaus wohnen könne - heute nicht zu entscheiden.

Es ist immer wieder ein Trost, in dieser unruhigen Zeit das Sanctissimum im Hause zu haben - das sacrificium, de quo principium sumpsit omne martyrium Feria Quinta in der dritten Fastenwoche.

Hubert Simon aus Sermersheim, Elsaß, tritt heute aus meinem Dienst, um morgen früh abzureisen. Nach acht Jahren, weil seine Freunde daheim nicht verloren gehen sollen und er nicht mehr Auto lernen will. Zum Abschied 100 M., außer den 50 M. Monatsgeld und 120 Mark für einen grauen Anzug.
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Digitalisat Faulhaber-Edition