Tagebucheintrag vom 24. Dezember 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10009, Seite 24,25

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Montag, 24. Dezember. Heiliger Abend.

Geistlicher Rat Dunstmair - wegen Landeskirchensteuer, - er ist immer arbeitswillig und unermüdlich.

Ministerialdirektor Geith und Schwester: Bringt zu Weihnachten Schreibblock, Paket Zucker und will einen Platz für Bischofsweihe. Ihr verstorbener Mann in einer Zeitung, daß er das Postwesen jesuitisch gestalten will, wobei sogar die Postpferde Jesuitenhüte auf haben.

Pater Bertrand: Ich übergebe die 10 0000 Lira, die der Heilige Vater durch Cardinal Ehrle für Sankt Gabriel gestiftet hat. Er will im Frühjahr beginnen und lobt die Leute außerordentlich.

Direktor Münz und Tochter: Wünschen Feiertage mit Blumen.

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Benefiziat Ammer: Für Feiertage, klagt, daß er in seiner jetzigen Stelle keine Teuerungszulage erhalte, sehnt sich beinahe wieder auf die vorige Stelle zurück. Wir werden sehen, was zu tun ist. Für die Mutter einige Esswaren, für ihn 25 amerikanische Stipendien.

Herr Leinfelder und sein Freund - außer Stelle und könne erst im Juli nach Amerika. Erhält 10 Billionen und 1 Dollar, und für Frau Ritter 4,05 Goldmark.

Studiosus Sellinger aus Germersheim - Student Heidelberg. Ist aus der Pfalz von den Franzosen ausgewiesen - ich werde mich an Monsignore Testa wenden. Er war Schriftführer vom Ruderverein.

15.00 Uhr Vesper und danach dem Christkind schon im Salon die Tannenzweige mit den roten Kerzen richten.

Dr. Kohtes - bringt eine Rose und dürres Holz mit symbolischen Brief. Erhält Seife und kleine Geschenke. Wollte mit einem Sack durch die Stadt gehen und wo sie einen ohne Weihnachtsfrieden findet ...

Nuntius Pacelli: Geht heute Nacht wieder in das Mutterhaus. Hat sich bei geborener Windisch-Graetz, die schon einige Male stundenlang bei ihm war, entschuldigt, daß sie neulich nicht empfangen wurde. Zahnbrecher war bei ihm und will eine neue katholische Partei gründen. In Bayern sei alles durcheinander, man wisse nicht, wer eigentlich die Regierung sei.

18.00 Uhr im Hause Bescherung (Würdige Mutter hatte einen großen Baum geschickt), aber erst 10.15 Uhr komme ich für eine halbe Stunde zur Ruhe. Nachts Schnee und naßkalt, früh herrliche Sonne und kalt.