Tagebucheintrag vom 6. November 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10009, Seite 7

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6. November. Die Nacht nach dem Vortrag war sehr schwer, besonders schweres Herzklopfen.

10.00 - 11.00 Uhr: Oberin Berta Weidenbusch, Studienrat Frankfurt, über Societas Religiosa und einzelne Schwestern, Osterkonvent und Familienverhältnisse. Siehe besonderes.

Pfarrer Sankt Peter: Einweihung von Sankt Andreas.

Reitmeyer - klagt, weil jetzt allein in der Hauswirtschaft.

Baron Wachendorf: Wie weit das Konkordat sei. Ob von einem Reichskonkordat etwas zu versprechen. Die Spannung zwischen Berlin und München - er fragt, ich antworte sehr vorsichtig und ausweichend. Er meint, das Zentrum müsse den Diktator stellen. Allgemein: Der Winter werde schwer werden.

Nachmittags sehe ich in der Türkenstraße wie sich die Leute um den blau gestrichenen Völkischen Beobachter drängen - es ist ein Artikel gegen mich, weil ich in der Allerseelenpredigt den Haß gegen die Juden als unchristlich bezeichnet habe. Vor den Bäckerläden stehen die Leute in langen Schlangenlinien an, denn morgen soll das Brot, das heute 36 Milliarden kostet, wieder erhöht werden.