Tagebucheintrag vom 31. Oktober 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10008, Seite 100

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31. Oktober. Das Herzklopfen wieder stark, bei Tag und in der Nacht. In der heiligen Messe war ich so ergriffen, als ob es das letzte Opfer wäre. Es ist heilsam und auch schön, bei der heiligen Messe oder nach dem Deogratias des letzten Evangeliums zu sterben, erscheint mir nicht mehr furchtbar.

Baronin Moreau - ihr Sohn schon wieder beim Rennen gestürzt. Nachfolgerin von Christiane Preysing im Mädchenschutzverein wollte Ammann werden, jetzt aber Pilar in Aussicht genommen. Die Haidhausener Küche kann kein Brot mehr geben, darum 1 Billion um entweder Brot oder Getreide zu kaufen.

Dr. Fischer, Privatdozent. Bewirbt sich, „weil Alttestamentler zu viele da sind“, um die Moralprofessur in Freising. Mit dem gewohnten Abschiedsspruch der Neutral. entlassen.

Pater Timpe, Pallottiner, Hamburg - hat einen Herrn hierher begleitet, der wegen Erbschaft in Frankfurt war und jetzt nach Neapel reist. Hier hält er sich nicht auf aus Angst, weil „jeder anständige Mensch auf der Straße niedergeschlagen wird“. Was mit dem Geld sei: Halbierten wir die 150 Dollar, er gibt sofort 100 Dollar und ich gebe ihm 30 zurück. Leoheim in Neu Jork hat nun doch der Kaplan erhalten, nicht der Pallottiner.

15.00 Uhr Vesper - zum ersten Mal ohne Chor, aus Armut wie in der Rätezeit.

Maria Huber ad confessionem.

Herr Fischer hat 41 Stunden am Auto gearbeitet mit Fritz, es zu lackieren. Früher Tageslohn 4.50 also 4 ⅓ Dollar, aufgerundet auf 5 Dollar (dabei ist also das Essen geschenkt, wofür er sehr dankt). Fritz im Monat 2 Dollar vorläufig. Nun für diese außerordentliche Mühe mit dem Wagen 2 Dollar extra.

Aus Calcutta in Indien: Reverend Father Parish, Priest of the Catholic Church, Germany Town, Germany. Und der Brief kommt in meine Hände, also ist München „die deutsche Stadt“ in Europa und ich der katholische Pfarrer in Europa.