Tagebucheintrag vom 10. September 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10008, Seite 66,67

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10. September. Ohne Ministranten in diesen Tagen celebriert, weil Franz auf Reisen und Abschiednahme fort ist.

Lujan - der Mann wollte zuerst nicht mit auf Reisen, dann auf einmal wollte er wieder - sehr bittere Reden. Tscheche hat die Kleider geändert, weil der Schwiegervater
Es ist unklar wer gemeint ist.
sehr streng sei. Comillus hatte sich von einem Bauern 80 Peseten geliehen und bleibt sie immer schuldig. Nur den Vetter geliebt und dabei beäugt, wie er nichts wußte, und erst später das viele Geschreibe, auch jetzt einige [ ... ] sehr anmaßend.

Ritter von Raffler - sach- und fachkundig in Finanzfragen, sagt mir, ob die Industrieaktien, die Herrn Benefiziat Ciccioli angeboten wurden, auch gut seien - sehr gut, aber was bedeutet heute das alles. Der Herr muß sechs Monate lang jeden Monat die land- und forstwirtschaftliche Steuer von 21 Milliarden bezahlen, dazu Geld aufnehmen. Er wäre bereit, für Spiritualenstelle auszugeben.

Benefiziat Ciccioli: Es sei ihm gesagt worden, das sei zu billig. Er will also 12-15 Milliarden fordern und dann abgeben.

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Quardian von Sankt Anna: Wegen Franziskusfest, wann ich hier bin.

Oberstudienrat Martin: Eine Empfehlung für Dr. Klaus, der nach Brasilien ins Kloster geht - Ja. Einmal zu ihnen kommen zum Tee - Ja. Ob wieder zum Pfälzerabend - Ja. Ob einmal dort über Amerika - Ja. Ob eine Empfehlung, daß Schad den Heiligen Vater für mein Haus malen soll - Nein.

Ministerialrat Geith und Schwester - übergeben mir das fertige Testament zur Aufbewahrung. Wollen nach Langenhettenbach gehen. Übergeben 10 Millionen persönlich für den Haushalt, dazu Schott. Wollen einmal in die heilige Messe.

Nachmittags Marie Fitz: Mit dem Bruder
Es ist entweder Hans oder Joseph Fitz gemeint.
bessere Aussicht, er wird die Protestantin nicht heiraten und Kohtes meinte: Der Schwester
Es könnten Olga Fitz, Elisabeth Fitz oder Martha Wanner gemeint sein.
einen Mann zu suchen.

Nuntius: Über Freising. Fürs Konkordat will er unter Protest, daß die Kirche weder Rechtliches noch Frieden anerkenne, die „freiwilligen“ Leistungen nicht mehr aufgreifen - ich stimme zu. Kahr war bei ihm und sprach nur vom König, und es sei allgemein bekannt, wenn Stresemann abgewirtschaftet hat und eine linke Regierung kommt, dann wird Bayern sich trennen. Rupprecht habe gegen Ludendorff ohne Namen zu nennen Stellung genommen: Es gebe Leute, die eine führende Rolle spielen wollen. Soll auch später nach Adelholzen kommen.

Nachmittags besuche ich das Postulat und Würdige Mutter, krank. Dabei erzählt Prälat Pfaffenbüchler: Frau Botschafter Mayer sei bei Nuntius gewesen und habe gefragt, ob er nicht meine Rede auf dem Katholikentag verurteile. Nuntius habe im Gegenteil sehr gelobt und jetzt verbreite sie überall: Wenn ein Diplomat lobe, meine er das Gegenteil.

Abends zu Abendtisch bei General Müller, weil Franz hier war. Auch seine Schwester, studiosa medicinae. Sie waren in Eggstätt, beim Hamstern. Auf der Kampenwand. Ich erzähle, wie ich von Straßburg Bischof wurde und hier [ ... ] bekommen könnte. Franz in Eichstätt einmal in die Prozession Papa hineingerufen, wurde von [ ... ] getauft.