Tagebucheintrag vom 27. August 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10008, Seite 59,60

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27. August. Marie Fitz - nur zwei Minuten, um den Brief lesen zu lassen, worin sie die Redaktion niederlegt.

Giovanna Damascena von Rom, kommt von Buchendorf - morgen früh heilige Messe bei der Mutter.

Prälat Müller: Todesstunde der Presse - in der Reichsdruckerei verlangen alle Drucker 52 Millionen in der Woche! Das evangelische Wochenblatt nur ein Blatt noch. Einige Wünsche an die Bischofskonferenz. Erhält 100 Dollar und fünfzig Stipendien.

Eisenbahninspektor Saal: Aus der Pfalz ausgewiesen, weil er dort heimlich die Löhne auszahlte - hier Wohnungskommissar, muß aber bittere Rede hören, sie hätten zu Haus bleiben und arbeiten sollen. Ich mache ihm klar, der Einfluß der Pfarrer ist nicht mehr so groß, das Vertrauen der Leute erschüttert, das Land überfüllt - vielleicht doch die Pfarrer ermahnen.

Fräulein von Thiereck - weinend, in Geldnot. Ihr Mädchen will sie verlassen, weil es nur 20 000 M. bekommt. Erhält zehn Millionen und zehn Stipendien für ihren Geistlichen - vielleicht auf dessen Bibliothek zu belehnen.

Walterbach: Die Lage verzweifelt. In Baden fast alles aufgelöst - hier auf ein Drittel zurück und wäre soviel zu machen. Die Dienstmädchen können keine Vereinsbeiträge leisten und Zeitung bezahlen. Fragt über Zeller-Antrag in Fulda - vertrauliche Mitteilung. Erhält 300 Dollar frei und 200 Dollar-Stipendien.

Lotte Artmann - Tölz, von einem Ausflug nach dem Königsee sehr glücklich. Mutter sei sehr krank. Meine 100 000 hätte sie in eine Aktie gewandelt. Für den Winter will sie hier eine Stelle annehmen. Hat das letzte Mal hier keine Besuche gemacht.

Alois Hecker - ich weiß eigentlich nicht, warum er kommt. Pfarrer Sutor
Es könnte Karl Sutor oder Isidor Sutor gemeint sein.
sehr freundlich gegen ihn. Zehn Stipendien mit zehn Millionen.

Schwester Zita von Vallentsits vom Roten Kreuz, will nach Amerika als Krankenschwester, Herzog Karl Theodor hätte sie an die Franziskaner dort gewiesen - von mir eine Empfehlung - Nego. Im Einzelfall bereit zu bestätigen, daß wir hier ein Kinderheim brauchen können.

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Dr. Schmitt - mit einem Bein. Das Hirnverletzten-Lazarett soll aufgehoben werden - ich soll Eingabe an das Arbeitsministerium machen - bis morgen ihm schicken als Beilage.

Pater Cyprian, Franziskaner von Tölz - will aus dem Orden austreten, weil er versetzt werden soll nach Füssen. Das könne er nicht ertragen. Bringt Zeugnis und Empfehlung mit vom Pfarrer - ich kann keine Zusage geben und keine Aussicht, muß mich erst bei Generalvikar und Provinzial erkundigen.

Baronin Rodich - hat 100 000 für Seminar geschickt - Dank - geht nach Dietldorf - Grüße.

Nachmittags Reverend Jos. Christopher von der Universität Washington, bringt Brief von Bischof Sheehann
Es handelt sich möglicherweise um Michael Sheehan.
, Irländer. Kommt von Rom, spricht gut deutsch - geht nach Sankt Bonifaz, um Aug. Wörterbuch zu sehen - hat in Wien dem Heiligen Vater das Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum für 100 Dollar gekauft.

Oberlandesgerichtsrat Christ - will Eßzimmermöbel einstellen - kann gegen den Holzwurm nicht verbürgen.