Tagebucheintrag vom 22. März 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10008, Seite 32-33

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Donnerstag, 22. Baron Geier - reist nach Rom, verlangt einige Adressen, bekommt Vollmacht über unser Conto bei Banco di Roma.

Dr. Knippen: Erhält Tee (das Säckchen von Rom) und Schokolade. Über die Pläne noch nichts entschieden, aber sie wollen in die Hebammenkurse etwa vier Vorträge einlegen.

Artmann aus Tölz - wird durch das Haus geführt, klagt, daß beide
Wahrscheinlich sind die Eltern Therese und Alexander Artmann gemeint.
krank gewesen waren, erhält „Schwert des Geistes“, Evangelium, Flasche Karmelitergeist.

Dr. Hindringer zum Abschied in Prälatenkleidung - reist in einigen Tagen ab. Noch einmal 50 Dollar-Stipendien.

15.00 Uhr Prinzessin Hildegard mit den alten Skrupeln in neuer Auflage.

16.00 Uhr Reichskanzler Cuno (im Vorzimmer Freiherr von Bibra). Sein Bruder sei Assessor bei Kardinal Bertram. Er lobt die Westfalen in der Ruhrfrage. Ich weise auf den Heiligen Vater, besonders Vannutelli - Mussolini. Er meint auch, von dort sei am ehesten etwas zu hoffen. Abends beim Empfang flicht er ein, wie andächtig die Amerikaner bei der Opferung und Wandlung seien! Will auf dem Schiff für mich sorgen.

17.00 Uhr Lotte Artmann, Tölz, bringt Butter.

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18.00 Uhr trage ich, da Sekretär den ganzen Nachmittag nicht zu Hause ist, meine Karte für den Reichskanzler zum Hotel Continental, wo eine große Menschenmenge vor dem Haus steht, um den Reichskanzler zu sehen.

20.30 - 22.30 Uhr im Alten Rathaussaal Empfang des Kanzlers Cuno. Erst spricht der bayerische Ministerpräsident Knilling, dann der Reichskanzler Cuno - lange und die alte Sache, die Franzosen zu ärgern, und ohne die Sache zu fordern. Dann Freibier und belegte Brote auf Kosten der Stadt. Veit, Bürgermeister Schmid, Kahr, das Militär, die Abgeordneten - Hauptmann Schwend von der Bayerischen Volkspartei-Correspondenz. Cuno will für mich Reise auf dem Hapagschiff, dessen Direktor er war, empfehlen.