Tagebucheintrag vom 1. März 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10008, Seite 23,24

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Donnerstag, 1. März: Es ist immer eine lange Rechnung, von Monat zu Monat auszurechnen, was für Löhne. Heute das hundertzwanzigfache Gehalt des Friedensgehalts, also auch der hundertzwanzigfache Lohn des Friedenslohns.

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Lujan, Pläne. Hat nie eine Uhr, weil immer kaputt. Sorgen mit dem Kutscher. Die protestantische Schwester Wörner meinte, wir Protestanten bekommen doch nicht viel davon.

Baronin Moreau bringt Armenbriefe zurück, von denen einige sehr unverschämt sind, zum Beispiel eine Wahrsagerin. Sie sucht Teller für die Volksküchen.

Nachmittag besuche ich die Guten Hirtinnen: Wegen Geldangelegenheit die kleinen Papiere verkaufen. - Die Kinder der Herz-Maria-Klasse hatten mir auf den Hirtenbrief 3 000 M. für die Seminarien übersandt und dafür bekommen sie Bilder. Überhaupt reiche Gaben kommen Tag für Tag auf den Hirtenbrief für die Seminarien. Ungenannte mit den rührendsten Bewegungen, große und kleine.

Gesandter Haniel von Haimhausen: Er hätte es schon länger vorgehabt, aber ich sei krank gewesen. Er sei Baier, weil hier Gut, und Kohleindustrieller. Der Reichskanzler komme hierher und wolle mich sprechen - am Montag. „Die Lage ist ja schwierig“ - Sieger können wir nicht sein in dem Sinn eines Krieges. Wir müssen doch einmal verhandeln, aber dann vielleicht im Dreieck. Von Italien nicht zu erwarten? Immer der Hinweis auf den Krieg - eine Zeitung in Zürich finde das selbstverständlich, daß Deutschland auch jetzt wieder vereinsamt sei.

Abends bei Baron Cramer-Klett zum einfachen Abendtisch 20.00 - 22.00 Uhr. Nuntius war da, Dr. Hindringer, Buchberger. - Ich gebe dem Baron einen Zeitungsartikel zurück mit dem Bedenken .. (auf den Kaiserbrief von Sigmaringen hin).