Tagebucheintrag vom 28. Januar 1923Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10008, Seite 6

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28. Januar. Pater Clemens Fuhl, Augustinerprovinzial von Würzburg, wartet seit acht Tagen hier auf mich, hat gehört, Sankt Rupert soll an Ordensleute gegeben werden. Respondeo: Das gerade Gegenteil von seinem Schreiben wahr, - wenn - Sankt Rupert nicht mehr an Benediktinern gegeben werde, was heute noch unentschieden sei, dann nur an Weltpriester. Ich schätze die Augustiner und verstehe, daß sie in eine Stadt wollen, wie sie auch früher hier gewesen sind, aber jetzt nicht, - und lauter Ordensleute natürlich hier auch nicht anzustellen. Ich kann also heute keine Aussicht geben, aber ich verstehe, wenn sie es wieder einmal versuchen und bei mir melden.

Abends 18.00 Uhr Graf Lerchenfeld vor seiner Abreise nach America. Zunächst nach Berlin. Er sieht die Lage sehr ernst an, die Regierung Knilling ab heute von Hitlers Gnade, der sie absetzen könne, wann er wolle. Wie sie sich da noch halten könne, sei unsicher.

Abends 20.00 - 21.15 Uhr, Sankt Michaelskirche, Vortrag über Biblische Weisheitsbücher für den Verein der Akademiker. Gut besucht, für mich eine Kraftprobe nach der Krankheit, es geht aber gut und sogar die Nacht ist gut. Ich hätte den Vortrag gerne ausfallen lassen, aber verschieben wollte ich ihn nicht.